Gruppenfoto am Grossen Geiger | © DAV Sektion Altdorf - Roland Linnert

Gletscherskitour Venedigerdurchquerung

hohe Tauern / Venedigergruppe

26.04.2024

Westalpen-Skihochtour in den Ostalpen / Venedigergruppe:

Nach wetterbedingtem Regionenwechsel gings 6 Tage durch die Venedigergruppe - mit vielfältigen Herausforderungen durch Wetter, Gesundheit, Anforderungen, Situationen, u.v.m.. 
Und deren Bewältigung durch ein zusammenwachsendes Team!

Eine Gruppe von 11 ambitionierten Bergfreunden hatte sich zum Ziel gesetzt 5 schöne Tage in den Hochlagen der Alpen zu verbringen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen wurde noch kurz vor Beginn die Gebirgsgruppe geändert. Es ging nicht wie ursprünglich angedacht in das Monta-Rosa-Massiv in den Hochlagen des Wallis (Schweiz), sondern in die Venedigergruppe der Hohen Tauern (Österreich).

Am Freitag startete die Mannschaft dabei in 2 Gruppen den Aufstieg zur Kürsinger Hütte aus dem Obersulzbachtal heraus. Die ersten Meter mussten dabei noch zu Fuß gemeistert werden, bis man auf ca. 1700 Hm die Ski unterschnallen konnte und die 3,5 Stunden Aufstieg bei gutem Wetter genießen konnte.

Da die zweite Gruppe erst zu später Stunde auf der Hütte eintraf, wurde gemeinsam entschieden am darauffolgenden Tag eine Akklimatisierungstour in der Nähe der Hütte zu unternehmen.

Bei leichten minus Temperaturen machte sich die Truppe auf den Weg zur 3120 m hohen Bachmayrspitze.

Da die Gruppe nach ca. 600hm noch nicht müde war, entschloss man sich zusätzlich noch den direkt hinter der Hütte aufsteigenden Keeskogel zu erklimmen. Über sanfte Hänge konnte so das Skidepot am Fuße des Westgrates erreicht werden und nach ca. 1 h mit Steigeisen auch der sehr windige Gipfel in 3291 m Höhe.

Zur Durchquerung der Berggruppe wurde am Sonntag der Übergang zur Essen-Rostocker-Hütte über das Mauertörl forciert. Bei guter Sicht erfolgte der Aufstieg über Gletschergelände in 3 Seilschaften.

Bei der Abfahrt in Richtung Hütte mussten die Hochtourengeher durch dichten Nebel und Bruchharsch navigieren. Bei unwirklichen Bedingungen konnten Stürze nicht vermieden werden. Dabei wurde eine Schulter ausgerenkt und im Anschluss direkt Vor-Ort wieder eingerenkt.

Anmerkung Jan Kürschner: 
"Die Anspannung durch Bruchharsch, Navigation und Schwindelgefühle im Whiteout und Schulterverletzung leitete Ralf ab in einer gemeinsamen Hatta vor der Hütte:

  • Bruchharsch! - Scheiße!
  • Schulter! - eingrenkt!
  • David! - saustark!
  • Berg! - heil!

"

Nachdem sich alle von der Abfahrt erholen konnten, ging es am nächsten Tag bei bestem Wetter über den Mauerkees zum Großen Geier.

Hier wurde der steile Gipfelhang teilweise mit Ski, teils mit Steigeisen bezwungen. Auf dem Gipfel des 3360 Hm hohen Berges genossen die Gipfelstürmen den 360-Grad Blick.

 

Die darauffolgende Abfahrt zur Johannishütte begann mit einer langen Querung zu dem Türmljoch, wobei der Splitboardfahrer unterstützt wurde.

In frühlingshaften Schneebedingungen wurden die letzten Meter zum wohlverdienten Sonnen auf der Hüttenterrasse absolviert.

Der Dienstag begann früh, schließlich stand der Großvendiger an.

Mit Haarscheisen bestückt, konnten die ersten Höhenmeter in Richtung Defregger Haus gemeistert werden. Über eine kurze Tragepassage am Rainerhorn, konnten die weiten Hänge des Rainerkees begangen werden. In mehreren Seilschaften wurden dann einige 100 Hm gemacht.

 

Das Wetter hat an diesem Tag nicht mitgespielt und man musste bei sehr starkem Wind und Whiteout kurz vor dem Gipfel abbrechen. Nun galt es in einer starken Gemeinschaftsaktion den Weg zur Venedigerscharte zu finden. Glücklicherweise ist die Sicht an der Scharte besser geworden. So konnten bei guten Schneebedingungen die Gletscherhänge in Richtung Kürsinger Hütte abgefahren werden.

Nach erlebnisreichen Tagen stand am Mittwoch der Heimweg an. Hierfür haben sich wieder 2 Gruppen für die beiden Autos gebildet.

Während die einen nochmals aufgebrochen sind in Richtung Hinteren Sonntagskopf, haben sich die anderen zur direkten Abfahrt in Richtung Postalm und somit Auto begeben.
Die Gipfelgeher haben dabei steile Kare und starkem Wind meistern müssen. Während der 1200 Hm Abfahrt zur Postalm sind sie auf firnigen bis sumpfigen Schneeverhältnissen unterwegs gewesen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Sie einen tiefen Zusammenhalt und Rücksicht aller gesehen und erlebt haben. Jeder konnte sich dabei mit seinen individuellen Stärken einbringen.

Text: David Schmitt