Tragepassage im Welterbe Sadona | © DAV Sektion Altdorf - Jan Kürschner

WestalpenCross

Graubünden (Chur)

03.08.2025

Grenzen überwinden: Mountainbiken durch die Westalpen

Die jährlich stattfindende WestalpenX-Tour der DAV-Sektion Altdorf ist nichts für schwache Waden – und schon gar nichts für unsichere Lenkerhände.

Wer sich auf diese siebentägige Tour zwischen Liechtenstein und der Schweiz einlässt, sollte nicht nur über solide Kondition verfügen, sondern auch auf technisch fordernde Singletrails vorbereitet sein. Auf der Suche nach dem ultimativen Abfahrtserlebnis gehören grob verblockte Passagen, lange Trageabschnitte und hochalpine Bedingungen nun mal dazu.

Tag 1: Vom Fürstensitz ins Hochgebirge
Startpunkt ist Feldkirch in Vorarlberg. Gleich zu Beginn führt der Weg vorbei an Schloss Vaduz, dem Residenzort der Fürstenfamilie Liechtensteins.

Von hier windet sich der Anstieg stetig hinauf zur 2.108 Meter hoch gelegenen Pfälzerhütte, einem Stützpunkt des Liechtensteiner Alpenvereins – und dem Ausgangsort für das darauffolgende alpine Abenteuer.

Tag 2: Regen, Rutsch und Rheintal
Von hier aus geht es über das Barthümeljoch zurück ins Rheintal.

Doch das Wetter mischt mit: Regen verwandelt die Abfahrt in eine schmierige Herausforderung, bei der volle Konzentration und präzise Technik gefragt sind. Hier kommen nicht nur die Fahrer, sondern auch ihre Mountainbikes an ihre Grenzen.

Tag 3: Tektonische Zeitreise – die Segnasrunde


Von Trin aus wartet ein Highlight der besonderen Art: das UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona. Hier treffen Afrikanische und Europäische Kontinentalplatte deutlich sichtbar aufeinander. Der größte Bergsturz der Alpen formte eine Landschaft, die sowohl geologisch als auch optisch einmalig ist.

 

 

 

Der Anblick dieses Naturspektakels vom Fuorcla Raschaglius auf 2554 m. ü. M. aus belohnt für den unwegsamen Aufstieg, bei dem längere Schiebe- und Tragepassagen nicht ausbleiben. Dort oben angekommen, geht es auf teils wilden Trails talwärts - erst durch ehemaliges Gletschergebiet, dann auf dem achterbahnartigen Trailnetz des Bikepark Flims-Laax.

Die steilen Felswände zeugen noch heute von den gewaltigen Kräften, die hier einst am Werk gewesen sein müssen. Die steile Schlucht ist es auch, die für die letzten Trage-Höhenmeter sorgt.

Tag 4: Wo die Zweifel verfliegen – am Traumtrail


Über den Kunkelspass zur Ringelspitzhütte: ein schweißtreibender Anstieg, der unterwegs durchaus Zweifel aufkommen lässt, warum man sich das mal wieder antut. Doch der Lohn ist ein abwechslungsreicher Traumtrail hinab in die Rheinschlucht – geformt durch den gewaltigen Flimser Bergsturz, der das Tal vor rund 9.000 Jahren neugestaltete.

 

Tag 5: Dem Beverin entgegen


Aus dem Rheintal führt der Weg gut fahrbar über zahlreiche Serpentinen zum Glaspass, einem geschichtsträchtigen Übergang zwischen Safiental und Domleschg. 
Bereits im Mittelalter diente er Händlern als wichtige Verbindung zwischen den abgelegenen Walser-Siedlungen im Safiental und den Märkten im nördlichen Graubünden. Am Pass angekommen, öffnet sich der Blick auf den markanten Piz Beverin (2998 m. ü. M.), dessen Gipfelkuppe wie ein Wächter über der Region thront.

Tag 6: Durch das abgeschiedene Safiental

Vom Glaspass stürzt sich die Route ins Safiental – steil, technisch fordernd, dann immer sanfter entlang des naturbelassenen Hochtals. Das Safiental war jahrhundertelang nur zu Fuß oder mit Maultieren erreichbar, was ihm bis heute eine spürbar besondere Ursprünglichkeit verleiht. Am Rhein lockt ein Badestopp, bevor die Tour im lebendigen Chur endet – pünktlich zum Stadtfest.

Tag 7: Heimwärts entlang des Rheins

Die letzte Etappe führt von Chur zurück nach Feldkirch. Ein letzter Sprung in den Rhein, diesmal direkt am Grenzübergang zwischen Liechtenstein und der Schweiz, rundet eine Woche voller Naturerlebnisse, sportlicher Grenzerfahrungen und alpiner Kultur ab.

Diese Tour war eine sportliche und landschaftliche Reise durch die Westalpen, die sowohl technisch als auch konditionell erfahrene Mountainbiker fordert – und dafür mit historischen Orten, geologischen Sehenswürdigkeiten und unvergesslichen Trails belohnt.
Sie ist zugleich eine Auszeit vom Alltag: Statt über Termine und Sorgen nachzudenken, kreisen die Gedanken nur um den nächsten harten Anstieg, die nächste anspruchsvolle Abfahrt – und das unvergleichliche Gefühl, ganz im Moment zu sein.

Am Ende bleibt die tiefe Zufriedenheit, die Tage voller Anstrengung, Natur und Erlebnisse wohlbehalten gemeistert zu haben.

Text: Sebastian Veigl