Watzmann | © DAV Sektion Altdorf - Jörg Herbst

Watzmann-Überschreitung – Glückliche Entscheidung gegen den Strom

01.09.2025

Sieben Bergfreunde der Sektion Altdorf des Deutschen Alpenvereins machten sich am vergangenen Wochenende auf den Weg zur berühmten Watzmann-Überschreitung. Was zunächst nach einem verregneten und fast gescheiterten Abenteuer aussah, entwickelte sich dank kluger und flexibler Planung sowie einer harmonischen Gruppe zu einer eindrucksvollen Tour mit außergewöhnlichen Erlebnissen.

Plan war, am Freitag auf der Kührointalmhütte zu übernachten und am Samstag über das Watzmannhaus die Überschreitung in klassischer Richtung – von Nord nach Süd – zu begehen. Doch das Wetter machte den Bergsteigern einen Strich durch die Rechnung. Kühl, regnerisch und gewittrig zeigte sich der Samstag, so dass an eine ausgesetzte und lange Grattour nicht zu denken war.

Kurzerhand stellte die Gruppe ihre Pläne um: Die Anreise erfolgte ein Tag später und statt am Samstag die Überschreitung in Angriff zu nehmen, fuhren die sieben Teilnehmer nach Ramsau und wanderten am späten Nachmittag bei besser werdendem Wetter trockenen Fußes zur Wimbachgrieshütte. Der Abend endete dort gesellig – bei einem gemeinsamen Essen und einer Partie Würfelspiel – und mit der Hoffnung, dass der Wetterbericht für Sonntag recht behalten würde. Und tatsächlich: Der nächste Morgen brachte strahlenden Sonnenschein und ideale Bedingungen. Voller Elan startete die Gruppe den nicht unschwierigen 1.400 Höhenmeter langen Aufstieg vom Wimbachgries zur Südspitze. Oben angekommen, öffnete sich ein Panorama, das seinesgleichen sucht: Tief unten der smaragdgrüne Königssee, im Süden die immer noch schneebedeckte Großvenediger-Gruppe, während weiter östlich der Hochkönig mit dem Matrashaus in der Ferne glänzte.

 

Nun begann die eigentliche Überschreitung: Über den schmalen Grat führte der Weg von Gipfel zu Gipfel – Südspitze, Mittelspitze und schließlich das Hocheck. Schroffe Felszacken, tiefe Abgründe und schwindelerregende Tiefblicke in die Watzmann-Ostwand begleiteten die Gruppe. Immer wieder zogen dünne Wolkenschleier über die Gipfel und verliehen der Szenerie etwas Mystisches, während dazwischen die Sonne die Felsen in warmes Licht tauchte.

Ein besonderer Glücksfall war die Entscheidung, die Tour „andersherum“ zu gehen – also von Süd nach Nord. Da fast alle Gruppen am Watzmannhaus starteten, begegnete man den teilweise sehr großen Gruppen während des oberen Drittels des Aufstiegs auf die Südspitze. Ab da gehörte der Grat den Altdorfern praktisch allein. So konnten sie die spektakuläre Überschreitung in seltener Ruhe genießen und die einzigartigen Landschaftseindrücke ungestört auf sich wirken lassen.

 

Fazit: Die spontane Umplanung erwies sich als Volltreffer. Dank Mut zur Flexibilität, Teamgeist und dem Vertrauen in die Wettervorhersage wurde die Watzmann-Überschreitung für die DAV-Gruppe aus Altdorf zu einer unvergesslichen Tour – geprägt von einsamen Graten, grandiosen Ausblicken und einer Naturkulisse, die ihresgleichen sucht.

Text: Michaela Vollhardt

Foto: Jörg Herbst